Ein Experiment über genetische Typografie von Michael Schmitz, entstanden an der UDK-Berlin.
Eine wirklich feine und skurile Geschichte verbirgt sich hinter dieser Internetseite, welche die uns aus den Biologiestunden altbekannte Vererbungslehre auf Typografie übersetzt. So entstehen teils seltsame obskure Schriftschöpfungen, doch auch erkennbare Vererbung der Merkmale ist zu beobachten.
Auszug aus der Kurzanleitung zu der Bedienung des genoTyp
Ziel
genoTyp ist ein Experiment in dem Schrift unter genetischen Aspekten betrachtet wird. Die Merkmale der Buchstaben werden in Erbanlagen codiert. Verschiedene Schriftarten können nach Belieben gemischt und ihre Genome manipuliert werden und so generieren sich neue Schriften nach genetischen Regeln.
Weg
Um verschiedene Schriften zu paaren, muss ihr genetischer Code in der Struktur übereinstimmen. So wie in der Biologie können sich nur Lebewesen paaren, die zur selben Art gehören. Schriften sind allerdings von unterschiedlicher Art wie schon in der Bezeichnung Schriftart deutlich wird. Ein a wird beispielsweise durch 30 Punkte, die miteinander verbunden sind und die Form ergeben, definiert, ein anderes mit 60. Manche a’s haben Serifen andere nicht. Es gibt Schriftarten mit hohem Kontrast (Unterschied in der Strichstärke) und solche mit nahezu gleichbleibender Strichstärke. Es musste also ein spezielles Format entwickelt werden, das für alle Buchstaben gilt: Die Form ergibt sich aus den Ausmaßen, der Strichstärke und der Serifenform (falls vorhanden). Das sind also seine Gene. Der Bauplan, der ein Frutiger zu dem macht, was es ist, wird in dessen DNS gespeichert. Sie enthält die Koordinaten aller Stütz- und Kontrollpunkte, Angaben zur Strichstärke, Serifenorte und -formen, Maße und Relationen in Form eines genetischen Codes.
Die Züchtung
Hier können Orginalschriften in einen Stammbaum geladen und miteinander gepaart werden. Außerdem lassen sich Einstellungen am Erbgang beeinflussen. Das Genlabor Alle bereits erzeugten Schriften und jeder Buchstabe lassen sich hier genotypisch und phänotypisch darstellen und mit einer anderen Schrift vergleichen. Die entstandenen Zeichen können durch Manipulation des genetischen Codes nachträglich händisch verändert und dann gespeichert werden. Außerdem stehen eine Hilfe und ein Lexikon zur Erklärung der Fachbegriffe zur Verfügung.