»Anatomie der Buchstaben« Buch

Ich hatte ja bereits vor geraumer Zeit einen Beitrag über dieses Buch geschrieben, als es gerade vom Hermann Schmidt Verlag vorgestellt wurde. Als nun auf dem Fontblog ein Beitrag erschien der freudig über das Eintreffen des Buches berichtete, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Beim Fontblog ist übrigens auch eine Leseprobe des Buches zu finden.

Mini Resumé

Nachdem ich nun das Buch ja bereits ein paar Tage in meiner Wohnung herumliegen hab – hab’s ja schließlich sehr flott bestellt – wird es wohl Zeit für ein kleines Resumé. Leider habe ich in letzter Zeit nicht besonders viel Muße gehabt zu lesen, doch mir gefällt »Anatomie der Buchstaben« ausgesprochen gut.

Das Ding selbst

Das Buch selbst ist natürlich ausgesprochen fein – Ich liebe die verwendete Quadraat-Type einfach – und auch die Verarbeitung und das Papier zeugt von guter Qualität, wobei zumindest bei dem Papier mir leider unangenehm aufgefallen ist, daß es etwas wirkt als wäre der Druck leicht gepudert – was sicherlich nicht der Fall sein dürfte. Ich persönlich bin da aber auch ein bissel empfindlich.
Auf den Fotos ist zu sehen, daß selbst der Leineneinband kräftig gestaltet wurde und identisch zu dem Schutzumschlag ausschaut. Zunächst fand ich das eine feine Sache – inzwischen find ich’s aber doch komisch. Da wäre eine etwas schlichtere Gestaltung für den Leineneinband wie bei »Lesetypografie« oder »Detailtypografie« vielleicht doch eher nach meinem Geschmack.

Der Inhalt

Das Buch gliedert sich in die Bereiche

  • Großbuchstaben mit Serifen
  • Einleitung
  • Kleinbuchstaben mit Serifen
  • Serifenlose Großbuchstaben
  • Serifenlose Kleinbuchstaben
  • Ziffern
  • Interpunktion
  • Diakritische Zeichen
  • Zurichtung
  • Und nen bissel Anhang

Diese Gliederung ist sehr stark zu spüren und unter dieser Obergliederung werden dann auf den einzelnen Doppelseiten die Buchstaben Buchstabe für Buchstabe besprochen und genau angeschaut. Wobei natürlich ähnliche Lettern auch zusammen besprochen werden. Was mir hier schon einmal gefiel, ist zum einen daß so die Buchstaben wirklich gut getrennt besprochen werden und zum anderen daß zum Glück nicht einfach nach ABC gearbeitet, sondern etwas nach der Vorgehensweise der Schriftgestaltung vorgegangen wird.
Dies ist natürlich sehr relativ zu verstehen da jede Type andere Methoden und Schritte benötigt, aber für ein solches Buch find ich’s passend.

Ebenso gut gefiel mir die Sprache des Buches. Sehr sachlich und nüchtern – eben anatomisch. Es wird auf den ersten Seiten recht häufig darauf hingewiesen, daß dies oder jenes natürlich nicht für jede Schrift gilt – also daß man diese anatomischen Detailbetrachtungen nicht direkt in einen Schriftentwurf münzen lassen kann – was wohl jedem Leser klar sein sollte. Doch dieser Hinweis wird zunehmend seltener so daß man nicht davon genervt wird.

Natürlich werden in einem solchen Buch eher die großen lesetypografisch brauchbaren Schriften angeschaut, was den genauen Blick noch etwas schwieriger macht, da der Teufel eben bei einem guten Buchstaben sehr stark im Detail liegt. In der Einleitung des Buches wird daher z.B. auch der Begriff Nanotypografie einmal benutzt – ganz klar als Verweis zu dem Buch Detailtypografie des gleichen Verlages. Aber das trifft die Sache schon sehr gut. Es wird anatomisch exakt dem Buchstaben in’s Auge geschaut um zu erkennen, wie diese Form gestaltet wurde.

Bei dieser Betrachtung helfen dann die ausreichend groß abgebildeten Beispielbuchstaben mit exakt gezeichneten Hilfslinien, Rasterteilen, Dicktenmessungen und diversen anderen Methodend der Visualisierung. Auch sehr schön – und teils regelrecht erschütternd schön – sind übrigends die studentischen Typografieskizzen die sich zwischen die Seiten mischen.

Also ein schönes Buch welches recht treffend den genauen Blick auf den Buchstaben schult.

Preise und so

Einen Pferdefuß hat die Sache natürlich immer: Den Preis. Mit den typischen 68,– Euro ist das gute Stück keines Wegs ein Schnäppchen. Es gibt auch die amerikanische Originalausgabe bei Amazon zu erstehen, die sage und schreibe 26,90 Euro also weniger als die Häfte kostet. Doch weiß ich nicht wie das Teil innen wirklich ausschaut.